„Wir nehmen die Sorgen ernst“

Der Landtagsabgeordnete Hans-Jürgen Müller (B90/Grüne) äußert sich zur Situation um den Wolf im Werra-Meißner Kreis.

Ein registrierter Angriff auf Weidetiere, die Schließung des Waldkindergartens bei Bischhausen, großes Interesse an einer Informationsveranstaltung für Weidetierhalter*innen und viele Anfragen zum Thema „Wolf“ an sein Regionalbüro: Das ist unter anderem die Bilanz, die der Grüne Landtagsabgeordnete Hans-Jürgen Müller für das bisherige Jahr im Zuge der Ausbreitung des Wolfes im Werra-Meißner Kreis zieht.

„Viele Menschen beunruhigt die aktuelle Situation und ich kann verstehen, dass viele verunsichert sind“, so Müller. „Wir nehmen die Sorgen aus der Bevölkerung und auch die der Weidetierhalter*innen sehr ernst und versuchen Lösungen zu finden.“ So berichtet Müller, dass er das Anliegen der Schäfer*innen gehört habe, die Förderung von laufenden Kosten für Herdenschutzhunde auf sich bereits im Einsatz befindende Tiere zu erweitern. Einer Ausweitung der Wolfspräventionsgebiete auf ganz Hessen halte er ebenfalls für eine gute Idee: „Diese Anliegen nehme ich mit nach Wiesbaden“.

 „Vor dem Hintergrund, dass Wölfe gerade dann zu einem Problem für Weidetierhalter*innen werden, wenn sie gelernt haben, dass Weidetiere leichte Beute sind, ist es sinnvoll, ganz Hessen zum Wolfspräventionsgebiet zu erklären. Dann wäre eine flächendeckende Förderung über den Grundschutz hinaus möglich.   Die Gefahr, dass Wölfe ein problematisches Verhalten erlernen wäre dann geringer,“ versichert der Fachpolitiker, der früher ebenfalls Weidetierhalter war.

Schließlich stehe mit der Entnahme auch ein weiteres Mittel zum Umgang mit „Problemwölfen“ bereit, die wiederholt Weidetierschutzzäune überwinden. Die Entnahme wird bei dem derzeitigen Schutzstatus jedoch nur nach eingehender Prüfung und unter Ausschöpfung aller niedrigschwelliger Lösungen erwogen. Bundesweit wird dieses Mittel bisher selbst in wolfsreichen Bundesländern wie Brandenburg und Niedersachsen nur sehr selten eingesetzt. „Ein bundeseinheitliches Vorgehen bei der Entnahme von Wölfen halte ich für sehr sinnvoll“, sagt Müller, „aber es kann dabei nicht um eine erneute Ausrottung des Wolfes gehen. Das wäre gesellschaftspolitisch nicht akzeptiert“.

Von der ins Leben gerufenen AG Wolf, in der sich Weidetierhalter, Naturschützer und Landesregierung regelmäßig treffen, verspricht sich Müller weitere Vorschläge um der dynamischen Entwicklung Rechnung zu tragen.

Weiterhin warnt der Landtagsabgeordnete die Bürger*innen davor, sich von Politiker*innen, die die Ängste in der Bevölkerung schürten, instrumentalisieren zu lassen. „Die Wissenschaft geht nur von einer Hand voll Übergriffen durch Wölfen auf den Menschen in den letzten Jahrzehnten aus – und das in ganz Europa. Demnach ist die Gefahr, im Alltag bei einem Verkehrsunfall verletzt zu werden, rund tausendfach höher“, verdeutlicht Müller. Dennoch könne es zu untypischen Verhaltensweisen von Wölfen wie der Annäherung an Wohngebiete oder Menschen kommen. Diese seien meist auf Anfüttern oder andere Faktoren, die zu einer Gewöhnung der Wölfe an den Menschen beitrügen, bedingt. Müller empfiehlt daher: „Falls sie einen Wolf sichten, melden sie dies bitte in jedem Fall an das Wolfszentrum in Hessen. Damit helfen Sie, eine bessere Übersicht über die Ausbreitung des Wolfes zu erstellen und auffälliges Verhalten zu registrieren.“

Sollte es zu wiederholten Annäherungen durch Wölfe an Wohngebiete oder sogar aggressivem Verhalten gegenüber Menschen kommen, sollte, laut Müller, auch eine Entnahme möglich sein. Ob auch Vergrämungen eine Wirkung entfalten können, um den Wolf von Wohngebieten fernzuhalten, muss sich noch zeigen. Die Erfahrungen aus anderen Bundesländern und dem Ausland sollten genutzt werden.  

Soweit sich das Wachstum der Wolfspopulation immer weiter fortsetze, müsse irgendwann die Möglichkeit einer Bestandsregulierung geschaffen werden. „Dafür bedarf es aber einer Änderung des Schutzstatus innerhalb des EU-Rechts. Darauf haben wir in Hessen keinen direkten Einfluss“, erläutert der Grünen Politiker. „Aber selbst bei einer zukünftig zulässigen Bestandsregulierung wird es weiterhin ansässige und durchziehende Wölfe in Hessen geben, mit denen sich die Weidetierhalter und die Bevölkerung auseinandersetzen müssen“, resümiert Müller. „Die von der Hessischen Landesregierung in die Wege geleiteten Maßnahmen werden auch dann bleiben müssen“.

Die Wolfshotline des Wolfszentrum Hessen ist jeden Tag von 08:00 – 16:00 Uhr unter der Rufnummer 0641-200095 22 zu erreichen.

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